Am 3. Mai hatten die Franziskaner vom Heiligen Kreuz nach Bad Kreuznach ins Kurhaus eingeladen. Sie wollten natürlich nicht für ihren Mönchsorden werben, sondern auf ihren neuen Arbeitsschwerpunkt hinweisen. Der Orden hat nämlich beschlossen, keine neuen Altersheime mehr zu errichten. Sie haben einen neuen Kurs eingeschlagen, auf dem wir in Bornich mit der Initiative für Bornich und dem Familienzentrum Bornich schon seit Jahren unterwegs sind, nämlich die Entwicklung des Miteinanders im Quartier, also im Stadtteil bzw. im Dorf.
Der Titel der Tagung lautete „Neues Miteinander im Quartier – Lokale Verantwortungsgemeinschaften als Antwort auf zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen“. Die Fachleute der sozialen Trägergesellschaften, der Baugenossenschaften, der Ministerien, der Stadt- und Kreisverwaltungen waren aus vielen Regionen unseres Landes angereist, um die Analysen und Lösungsansätze auf dem Weg in Zukunft der sich wandelnden Gesellschaft zu hören.
Der aktuelle Grundgedanke ist, dass mit der wachsenden Zahl der älteren und hochaltrigen Menschen im Stadtteil und im Dorf eine Versorgung dieser Personengruppen durch hauptamtliche Kräfte oder gar in Altersheimen bei dem absehbaren Fachkräftemangel im sozialen Bereich nicht mehr leistbar und auch nicht bezahlbar sein wird. Hinzu kommt, dass kaum noch ein älterer Bürger das Altersheim als Ort seiner Sehnsucht liebt, sondern lieber zu Hause im vertrauten Umfeld und mit den alt bekannten Nachbarn leben möchte.
Folglich und zwangsläufig macht die Sozialpolitik gerade eine Kehrtwende und fragt: Warum soll ein älterer Mensch, nur weil er körperlich und geistig nicht mehr so fit ist, in einem fremden Ort von überlastetem Pflegepersonal weitgehend vollversorgt leben, was in Zukunft kaum noch bezahlbar ist, wenn er doch mit ein bisschen mitmenschlicher Aufmerksamkeit und sozialen Serviceangeboten sich zu Hause in gewohnter Weise selbst versorgen könnte und möchte?
Die Franziskaner haben in Bad Kreuzbach – Südstadt ein Seniorenbüro mit einer hauptamtlichen Kraft eingerichtet. Sie laden zum Kaffeetrinken ein, bieten gemeinsames Mittagessen, organisieren einen Fahrdienst, machen Spielnachmittage für Jung und Alt. Alles Angebote, die wir in Bornich seit Jahren kennen. In Bad Kreuznach haben sie in dem Seniorenbüro einen Treffpunkt, den man zum Gespräch unter den Stadtteilbewohnern sehr rege nutzt, in dem regelmäßig Beratungsstunden mit Fachleuten angeboten werden.
Wir Bornicher könnten uns im ersten Augenblick zufrieden zurücklehnen und sagen, was die in Bad Kreuznach seit eineinhalb Jahren mit großem Geld aufbauen, haben wir schon. Wer den Blick aber in die Zukunft unserer Gesellschaft in den Stadtteilquartieren oder in den Dörfern richtet, der erkennt, dass die Gäste unserer Bornicher Projekte und Angebote nicht nur erfüllte Zeit für sich selbst erleben. Sie stützen dankenswerterweise auch grundlegende Angebote in unserem Dorf, von denen man andernorts nur träumen kann, die in Zukunft überall zur allgemeinen Daseinsvorsorge gehören werden.
Die Bad Kreuznacher staunen, welche Angebote es schon heute in Bornich gibt. Aber die Zukunft wird uns unter dem Dach des Familienzentrums noch mehr Entwicklungsarbeit und neue Projekte abverlangen, wenn wir weiterhin in Bornich gut leben wollen!