Die Entwicklung der kindlichen Sexualität
Bei schwierigen Themen Fachleute einladen, als Erzieherin mit den Eltern im Gespräch sein, das gehört zur Kultur des Kinderhauses Rappelkiste und des Familienzentrums Bornich. Nachrichten über unhaltbare Vorkommnisse in einer Mainzer Kita schreckten dieser Tage die Öffentlichkeit auf. In Bornich waren im Rahmen der unterstützenden Elternarbeit rund 30 Interessierte, Eltern und Erzieherinnen, aus Bornich und benachbarten Gemeinden der Einladung zu einem Vortrag mit dem Referenten Bernd Patczowsky von „Pro Familia“ Koblenz gefolgt, um sich über die Phasen der sexuellen Entwicklung von Kleinkindern zu informieren und um Erlebtes bei der Entwicklung des eigenen Kindes richtig einzuordnen.
„Die Sexualität der Kinder entwickelt sich unaufhaltsam und natürlich, von Geburt an!“, so B. Patczowsky. Erst allmählich werden die Kleinkinder lernen, sich als Junge oder Mädchen zu verhalten, lange bevor sie die Bedeutung der Sexualität erkennen. Das Entdecken, das Berühren des eigenen Körpers und auch das Erkennen der Unterschiede zu anderen Kindern gehören selbstverständlich zum Verstehenlernen dazu.
Rollenspiel, spielerisch das Verhalten der Erwachsenen, besonders von Vater und Mutter nachahmen, sogar Doktorspiele unter Kindern dienen lediglich dem Erkunden- und Verstehenwollen, wie das Leben funktioniert. Die offensichtlichen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen oder Mama und Papa werden erkannt, haben aber keinerlei erotische Bedeutung. Das bedenken sehr besorgte Eltern nicht. Die natürliche Neugierde bestimmt das Handeln der Kinder.
„Es kann sogar sein, dass Kinder spielerisch Geschlechtsverkehr imitieren, vom dem die Eltern vielleicht schon erzählt haben, als Antwort auf die Frage: ´Mama, wie bin ich in deinem Bauch gewachsen?` Auch das ist nicht erotisch im Sinne der Erwachsenen, das ist unsexuell, dient der alterstypischen Neugier. Das ist ok!“, stellt B. Patczowsky und fügt hinzu: „Die dunklen Seiten der Sexualität sind den Kindern beim Umgang mit Gleichaltrigen unbekannt!“
Bei allen Spielen zwischen Kindern darf es kein Machtgefälle geben, Gewaltanwendung jeglicher Art muss tabu sein! Kinder dürfen nichts machen, was andere beteiligte Kinder nicht mögen. „Und grundsätzlich dürfen Kinder nichts in Körperöffnungen anderer Kinder schieben: nicht in Ohren, Mund, Nase oder sonst wo“, betont der Sexualtherapeut und Diplompädagoge B. Patczowsky ganz entschieden. Auf der Einhaltung dieser Grenze im Umgang müssen die Eltern zu Hause und die Erzieherinnen in der Kita strikt bestehen.
Für die Sexualerziehung der Kinder, auch der Kleinkinder ist es wichtig, dass sie sehr früh lernen Nein zu sagen, dass sie Nein sagen dürfen. Das Nein des Kindes muss auch bei liebenden Großeltern akzeptiert werden, wenn wir wollen, dass die Kinder in jedem Alter mutig und konsequent „Nein“ sagen, falls „böse Erwachsene“ oder wilde Spielgefährten Verhaltensweisen durch Lockungen oder Drohungen fordern, von denen das Kind weiß oder ahnt, dass das für es selbst nicht gut oder nicht wünschenswert ist.
Das Familienzentrum bot im Bornicher Kinderhaus den Besuchern einen kurzweiligen Abend mit vielen Informationen und der Gelegenheit, eigene Sichtweisen und persönliches erzieherisches handeln zu hinterfragen. Weitere Themenabende zu psychologischen und erzieherischen Fragen werden das Kinderhaus und das Familienzentrum vorbereiten.