Die Burg Heppenheft muß vor 1122 gebaut worden sein, da in diesem Jahr zum ersten Mal Embricho, Volmar und ihre Brüder von Heppenheft genannt werden. Sie zählt damit zu den Ältesten Burgen in der näheren Umgebung. Älter sind bspw. die Reichsburg Sterrenberg (vor 1110) und die zum Teil auf karolingische Bauten zurückgehenden beiden Burgplätze in Lipporn, die Stammburgen der Grafen von Nassau. Zum Vergleich: die Gutenfels bei Kaub ist ebenso wie die Marksburg um 1210 gebaut, Reichenberg gar erst 1319, die Sauerburg 1355 (9).
Unklar ist der Zusammenhang des Heppenhefter Burgenbaus mit weiteren Grenzbefestigungen in der Weiseler Gemarkung. So liegen an der heutigen Landstraße von Weisel nach Rettershain linker Hand die Überreste eines alten Wehr- oder Wohnturmes, dessen Schuttberg und Graben im Boden noch gut erkennbar sind. Der Walddistrikt dort heißt von altersher "Turm", weiter nordöstlich hat sich der Name "das Gebück" erhalten, was auf eine alte Landwehr, ähnlich wie im Rheingau, hinweist. In alten Erzählungen wird von einem Graben, also vermutlich ein alter Hohlweg, berichtet, der sich von dem Turm bis zur Burg hinzog und von dem noch einzelne Abschnitte im Wald erkennbar sind. Der Turm selbst soll, alten Erzählungen zufolge, zum Schluß von einer alten Frau bewohnt worden sein, dem "Tormweibsche", bevor er zerfiel und vermutlich von den Bauern als billiger Steinbruch genutzt wurde. Bislang fanden sich in der bekannten Literatur und in alten Urkunden noch keinerlei Hinweise auf diesen Turm, seine Baugeschichte und seine ursprüngliche Funktion. Sicher anzunehmen ist aber, daß er im Zusammenhang mit der Grenzsicherung erbaut wurde. Inwieweit er mit dem Schlagbaum und der Zollstation am Esroder Hof Richtung Wollmerschied zusammenhängt ist ebenso ungewiß wie seine Entstehungszeit.
Auch über den Bau der Burg Heppenheft kann man, ohne eine wissenschaftliche Grabung, heute nur Vermutungen anstellen, dafür sind ihre Überreste zu spärlich. Selbst ihre ursprüngliche Größe ist nur schwer einzuschätzen, da ihre Grundmauern verschüttet sind. Sie beherbergte vermutlich einen Wohnturm oder ein Wohngebäude in ihrem Innern, war mit Mauern umgeben und einem Halsgraben mit Brücke zum Bergrücken hin gesichert. Wahrscheinlich auch schon sehr früh wurden Wirtschaftshöfe unten im Tal an der Krummbach und der Forstbach (im Mittelalter wohl Heppenhefter Bach genannt) erbaut, deren Standorte nicht gesichert sind, die aber in späteren Jahrhunderten wichtiger waren als die Burg, die vermutlich schon früh zerfiel.
Das Leben in diesen Burgen, zu einer Zeit, als die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung, die einfachen Bauern und Leibeigenen, noch in schlichten Fachwerkhäusern und Lehmbauten hausten und Steinbauten kaum kannten, darf man sich keinesfalls komfortabel und großspurig vorstellen. Die wenigen Fenster waren selten verglast, sondern wurden im Winter mit Brettern oder Läden verschlossen, im Sommer mit Holzgittern, durch die wenig Licht fiel. Gelegentlich dienten Schweinsblasen oder Tierhäute als Fensterscheiben. Beheizt wurden die wenigen Wohnräume mit großen, offenen Kaminen, was oft nicht ausreichte, um die dicken Bruchsteinmauern zu erwärmen. Die Wände waren bestenfalls weiß gekalkt, das Mobiliar - Tische, Bänke, Stühle, Betten, Truhen - eher spärlich. Der Adlige oder Ritter mußte zusehen, daß eine Güter oder seine Bauern genug erwirtschafteten, um ihn ernähren zu können, was bei den vielen Mißernten und dem geringen Ernteertrag damals nicht immer einfach war. Auch er lebte keineswegs in Saus und Braus, sondern mußte mit dem vorliebnehmen, was das Land hergab. Häufig ging es ihm kaum besser als seinen Bauern, wenngleich er durch das ihm gelegentlich verliehene Privileg der Jagd, im Gegensatz zur abhängigen Bevölkerung, seinen Speisezettel etwas auflockern konnte. Geldwirtschaft und Handel waren noch äußerst unterentwickelt. Das meiste Geld dürfte die notwendige Ausrüstung als Krieger und Ritter verschlungen haben: der Ankauf von Waffen, Pferden und Rüstung diente sowohl repräsentativen als auch "beruflichen" Zwecken und war für manch einen aus dem Niederadel eine so große Belastung, daß er seine Güter nach und nach verpfänden oder verkaufen mußte und die Familie am Ende gar wieder in den Bauernstand zurückfiel.
So waren die meisten bestrebt, ihre Besitzungen auszudehnen oder immer wieder neue Dienstverhältnisse bei größeren Herren einzugehen. Das brachte ihnen nicht nur größere Unabhängigkeit von einzelnen Lehnsherren, sondern auch weitere Einkünfte, die sie bitter nötig hatten, die ihnen aber auch zusätzlich Macht und Einfluß sichern konnten. Dieses Muster wird uns auch bei den Rittern von Heppenheft begegnen.
Kehren wir zu ihnen zurück in das Jahr 1122, dem Jahr ihrer Ersterwähnung.
(9) vgl. dazu Bolle: Burgen im Rhein-Lahn-Kreis, in: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft - Geschichte - Kultur unserer Heimat. Hg. Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, Oberwesel 1987, S. 103-133, und Gensicke Hellmuth: Burgen und Schlösser im Loreleykreis, in: Heimat-Adreßbuch Loreleykreis 1963, Köln 1963, S. 1-23
© Dr. Margit Goettert in Zusammenarbeit mit Gerhard Friese 24.03.2002