Aus dem Jahr 1122 stammt die erste gesicherte Urkunde, in der die Ritter von Heppenheft erwähnt sind (10). In ihr bestätigt Erzbischof Adalbert I. von Mainz, daß Abt Burchard von St. Jakob in Mainz durch Entscheidung der Synode die Pfarrkirche von Geinsheim (Kreis Groß-Gerau), um die er sich mit den Heppenhefter Adeligen vor Gericht gestritten hatte, von Embricho von Heppenheft und seinen Brüdern erhalten hat. Um weiteren Streit zu vermeiden, übergibt der Abt die Kirche ganz diplomatisch weiter an Volmar, einen der Heppenhefter Brüder. Entweder wirkte Volmar im Anschluß daran selbst als Geistlicher in dieser Kirche oder er schickte einen Stellvertreter, beide Möglichkeiten waren damals üblich und durchaus standesgemäß. Der Eintritt in den geistlichen Stand war neben dem Leben als Ritter die zweite "Karriere"möglichkeit für den Adel der damaligen Zeit, während die Frauen entweder möglichst gut verheiratet wurden oder ins Kloster gingen - was nicht unbedingt die schlechtere Alternative war, weil sie hier u.a. die für die damalige Zeit bestmögliche Bildung erhielten.
Embricho und Volmar werden in den nachfolgenden Urkunden nicht mehr gesichert erwähnt, ihr mutmaßlicher Bruder Conrad aber taucht in den nächsten Jahren immer wieder im Gefolge des Mainzer Erzbischofs auf und diente ihm als Ministerialer und Zeuge bei verschiedenen Rechtsgeschäften, die in Urkunden aus den Jahren 1127 bis 1158 (11) festgehalten sind. Nur eine Urkunde ist uns erhalten, aus der wir ein wenig mehr erfahren über sein eigenes Leben und seine Familie: im Jahr 1158 (12) ist er zusammen mit Embricho von Winkel als Verwandter und Vormund des noch minderjährigen Rheingrafen Embricho II. verzeichnet, als beide stellvertretend für ihr Mündel die Klosterschenkung eines verstorbenen Verwandten anfechten. Diese Urkunde hat zu der Vermutung geführt, daß die von Winkel (die Vorfahren der von Greiffenklau zu Volrads), die Rheingrafen und die Heppenhefter einer Familie entstammen oder daß sie zumindest durch Heiraten miteinander verbunden waren.
Nach diesem Zeugnis bleibt es für die Zeit von zwei bis drei Generationen stumm um die Ritter von Heppenheft. Warum diese lange Lücke besteht, kann Zufall, Urkunden können verloren gegangen sein. Vielleicht haben sie sich mehr auf den Wirkungskreis ihrer Burg konzentriert und sind vorerst kein weiteres Dienstverhältnis zu Mainz mehr eingegangen, vielleicht haben sie aber auch wie viele zeitgenössische Ritter mit Begeisterung an den Kreuzzügen teilgenommen, die 1147-1149, 1189-1192 und 1202-1204 stattfanden, und waren so viele Jahre unterwegs - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und wahrscheinlich stimmt von alledem etwas.
Ab dem Jahr 1223 werden die Informationen dichter, lassen sich Stammbaum und Wirkungskreis der Ritter von Heppenheft besser rekonstruieren. Als erster begegnet uns Heinrich von Heppenheft, der als Zeuge in Urkunden des Klosters Eberbach im Rheingau und des Mainzer Erzbischofs 1223 (13) und 1240 (14) erscheint. 1258 (15) tritt er selbst als Aussteller einer Urkunde auf: er überträgt dem Kloster Eberbach die mit Rotwein bepflanzte Hälfte des Gräfenbergs bei Kiedrich, außerdem eine ihm dort zustehende Gülte, also eine Abgabe oder Steuer, und die Hälfte eines ihm gehörenden Hofraumes, unter der Bedingung, daß ihm die Eberbacher Mönche ein Drittel des Gräfenberger Weines im Herbst nach Kaub bringen - eine Schenkung also, die auch ihre guten Seiten hatte. Als Zeugen treten Heinrichs Verwandte auf - die Brüder Embricho und Conrad, sowie als Siegler der Urkunde Friedrich von Heppenheft. Auf sie werden wir später zurückkommen. Heinrich besaß damals (um 1250) ein Burglehen der Bolander in Kaub (16), wobei letzteres einige Jahre später (ab 1277) zusammen mit Weisel, Dörscheid und Sauerthal durch Kauf an die Pfalz gelangte. Er stand also in Diensten der Bolander und verteidigte und bewachte gegen Wohnung und Entgelt die Anfang des 13. Jahrhunderts erbaute Burg, die erst 400 Jahre später nach einer überstandenen Belagerung den Namen Gutenfels erhielt. Aus früherer Zeit sind zwei weitere Urkunden bekannt, in denen Heinrich als Zeuge auftritt. Sie stehen in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den anderen Nachrichten über ihn und werfen ein um so interessanteres Licht auf die Aktivitäten und die Reisefreudigkeit eines Ritters oder Niederadeligen der damaligen Zeit. 1234 ist Heinrich als Zeuge aufgeführt, als Graf Heinrich von Sayn in Blankenberg dem Kloster Marienstatt einen Getreidezins für sein Seelenheil und das seiner Frau Mechthild schenkt (17). Im Jahr 1237 hält er sich in Speyer auf und ist Zeuge, als sich Kaiser Friedrich verpflichtet, Otto Wichmann von Schönburg und seinen Brüdern Schadensersatz zu leisten und sie in ihren Rechten und Besitzungen zu belassen (18). Heinrich begegnet uns in den folgenden Jahren noch in einigen Urkunden als Zeuge seiner Verwandten (1259, 1262 (19)) oder von Kauber Bürgern (1261(20)). Mit ersteren zusammen tauscht er 1263 (21) erneut mit dem Kloster Eberbach Weinberge zu Kiedrich, die sie von Graf Walram von Nassau zu Lehen trugen (und der deshalb zu diesem Geschäft erst seine Zustimmung geben mußte (22)) gegen Güter zu Kaub. In der Urkunde von 1259 wird auch sein Sohn Embricho erwähnt, von dem wir aber in der Folgezeit nichts mehr hören - er scheint früh und ohne leibliche Erben verstorben zu sein.
Wenden wir uns wieder Heinrichs Verwandten zu, da sie und ihre Nachfahren es waren, die die Linie Heppenheft weiterführten.
Die drei Brüder Emelrich, Embricho und Konrad scheinen ebenfalls zur Burgmannschaft in Kaub gehört oder mit anderen Diensten von den Bolandern oder Falkensteinern, ihren Erben, beauftragt gewesen zu sein, denn in einigen Urkunden werden sie "von Kaub" (1262 (23)) genannt. Sie treten fast ausschließlich im Zusammenhang der Tauschgeschäfte und Schenkungen an Kloster Eberbach in Erscheinung (1258, 1259, 1262), nur Conrad begegnet uns noch 1278 (24), als er zusammen mit den Lorcher Schultheißen Peter einen Vergleich mit Gottfried Herrn von Eppstein schließt. Embricho scheint keine direkten Nachfahren gehabt zu haben, die Nachfahren seiner beiden Brüder aber begründeten die drei Hauptlinien der Ritter von Heppenheft: Emelrichs Söhne die der von Rheinberg und Heppe von Heppenheft, Conrads die der Grans von Heppenheft oder von Rheinberg.
(10) MU1 498, RME1 XXV 115
(11) 1127: RME1 XXV 186, MRU1 457; 1128: NU1 177, RME1 XXV 205, MRU1 462, MU1 553; 1144: UE1 8, NU1 207; 1147-52: UE1 10, RME1 XXVIII 47, NU1 222, MU2I 180; 1146: RME1 XXVIII 59, UEM 31, NU2I 85; 1154: RME1 XXIX 6, MUeI 197; 1158: UE1 18, RME1 XXIX 65, MU2I 239, NU1 238
(12) MU2I 239, NU1 238
(13) UE1 134. Die Urkunde in NU1 587 ist hiermit identisch, aber fälschlicherweise auf 1253 terminiert.
(14) NU1 481
(15) UE2I 342, NU2 671
(16) Sauer, W.: Die ältesten Lehensbücher der Herrschaft Bolanden, Wiesbaden 1882, S. 39
(17) Struck, Wolf Heino: Das Cistercienser-Kloster Marienstatt im Mittelalter. Urkundenregesten, Güterverzeichnisse und Nekrolog, Wiesbaden 1965, Urk. Nr. 25, S. 13 f.
(18) Schilp, Thomas: Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Regesten der Urkunden 1216-1410, Marburg 1987, Nr. 23 S. 12
(19) UE2I 345, NU2 693; UE"I 365, NU2 720
(20) UE2I 354, NU2 715
(21) UE2I 381, NU2 736
(22) vgl. NU2 720
(23) UE2I 365
(24) NU2 940
© Dr. Margit Goettert in Zusammenarbeit mit Gerhard Friese 24.03.2002