10Emelrich hatte zwei uns bekannte Söhne, Friedrich und Emelrich, auf die wir unten zurückkommen. Die ihm von Müller zugeschriebene Tochter Liebmud (25), deren Hof zu Badichinrode (ein ausgegangenes Dorf bei Lautert) 1283 (26) von Graf Adolf von Nassau von Abgaben befreit wird, ist nach Ansicht Gensickes eher als seine Enkelin anzusprechen, und zwar als Tochter seines gleichnamigen Sohnes Emelrich.
Friedrich, der erste Sohn, heiratet 1241 Hildegund, Tochter Philipps von Schneck und seiner Frau Aleydis von Steckelinberg, eine adelige Familie, die dem Bopparder Reichsgutbezirk zugeordnet war. Von dieser Eheabredung zwischen den Eltern des Paares ist eine Urkunde erhalten geblieben (27). Friedrich, der um 1250 bereits das Dorf Dietersheim von den Bolandern zu Lehen trug (28), begegnet uns gesichert weiterhin im Jahr 1258, als er die Urkunde von Heinrich, den Tausch mit Eberbach betreffend, siegelt. 1259 siegelt er in derselben Sache die Urkunde von seinem Vater und dessen Brüdern und wird hier ausdrücklich als Ritter und als Sohn Emelrichs angesprochen. Möglicherweise war seine Mutter eine geborene von Gerolstein oder eine Schwester von ihm hatte in diese Familie geheiratet, da er 1268 (29) in einer Urkunde als Verwandter Kunos von Gerolstein und seines Sohnes auftritt, in der diese einen Vergleich mit dem Kloster Schönau schließen.
Friedrich scheint sich einen anderen Wirkungskreis gesucht zu haben als sein Vater. Im Jahr 1280 (30) wird er von Erzbischof Werner von Mainz mit der Hälfte der Burg Rheinberg belehnt, die durch den Tod des Rheingrafen Werner und seines Sohnes an das Erzstift zurückgefallen war. Vielleicht hat er dabei von einem Ereignis profitiert, daß erst kurz zurücklag. Ein Jahr vorher, 1279, hatte sich Siegfried von Rheinberg, Truchseß des Mainzer Erzbischofes und Lehnsmann auf seiner Burg Rheinberg im Wispertal, zusammen mit anderen, u.a. den Grafen von Katzenelnbogen, gegen den Erzbischof Werner im Gefolge der sogenannten "Sponheimischen Fehde" aufgelehnt. Werner belagerte daraufhin seine eigene Burg, besiegte seine abtrünningen Lehnsleute und zerstörte Rheinberg, die jedoch bald darauf wieder aufgebaut wurde. Wahrscheinlich spielte diese Fehde eine große Rolle dabei, daß er Mainzer Erzbischof die Burglehen neu vergab.
Die Burg Rheinberg im Wispertal, deren Ruinen noch heute relativ gut erhalten sind, ist vermutlich von den Rheingrafen Ende des 11. Jahrhunderts erbaut und seit Ende des 12. Jahrhunderts von Burgmannen verwaltet und gesichert worden (31). Zu einem solchen Burglehen gehörte meist ein Wohnhaus innerhalb der Burg oder in ihrer Nähe, vielleicht in diesem Fall im nahegelegenen Lorch, dazu Grundbesitz oder eine bestimmte Geldsumme, quasi als Entlohnung für den Wach- und Kriegsdienst auf der Burg. Es ist möglich, daß auch Friedrich schon nicht mehr auf der Burg, sondern in Lorch gelebt hat, wo es für ihn und seine Familie sicher komfortabler war als in dem abgelegenen und schwer zugänglichen Burgbau. Von ihm hören wir noch 1289 (32), als er in Bacharach als Schiedsrichter auftritt und zwischen dem Pfalzgrafen Ludwig II. und dem Ritter Werner von Milwalt vermittelt, weil letzterer das inzwischen zur Pfalz gehörende Kaub belagert hatte. Diese Art der Streitschlichtung zwischen Adligen oder Rittern war im Mittelalter gängige Rechtspraxis: man bestellte angesehene Standesgenossen als Schiedsmänner, die dann nach Anhörung von Zeugen und nach bestem Wissen und Gewissen einen Vergleich aushandelten zwischen den Streithähnen. Die letzte Erwähnung Friedrichs stammt aus dem Jahr 1297, als seine beiden Söhne Hermann, der ebenfalls zum Ritter geschlagen worden war, und Friedrich, damals noch unverheiratet, in seinem Beisein einen Erbvertrag schlossen (33).
Während Friedrich sich zeitlebends von Heppenheft nannte, gab sich sein Sohn Friedrich, sicher auch zur Unterscheidung von seinem Vater, den Namen von Rheinberg. Auch er sah sich wieder nach einem anderen Wirkungskreis um: im Jahr 1300 (34) wird er von Graf Eberhard von Katzenelnbogen mit Zustimmung von dessen Söhnen zum Burgmann auf der Burg Braubach ernannt für 40 Mark, die er innerhalb eines Jahres erhalten und für die er Güter oder andere Einkunftsmöglichkeiten kaufen soll, die im Jahr 4 Mark an Einkünften bringen. Diese Güter oder Einkünfte sollte er als Burglehen, also quasi als Lohn, erhalten - eine für uns auf den ersten Blick etwas verwirrende, aber übliche Regelung. Friedrich konnte von den ihm zugewiesenen 40 Mark demnach keine eigenen Güter kaufen, sondern er erwarb sie praktisch im Auftrag des Katzenelnbogener Grafens, der ihn wiederum damit belehnte. Friedrich erhielt zwar die Einkommen von diesen Gütern, Grundherr aber blieb der Graf von Katzenelnbogen.
Der Dienst bei den Grafen von Katzenelnbogen scheint sich für Friedrich und seine Nachkommen gelohnt zu haben: seine Söhne erbauten sich in Braubach eine eigene kleine Burg, die sie Rheinberg nannten, die aber nach dem Aussterben der männlichen Linie im 15. Jahrhundert verfiel und von der heute keine Reste mehr übriggeblieben sind. Gensicke hat in seiner Geschichte der Stadt Braubach das Geschlecht der Rheinberger mit Heppenhefter Abkunft ausführlicher behandelt, so daß in dieser Stelle darauf verzichtet werden kann (35). Erwähnt werden soll aber noch, daß von Diether von Rheinberg, einem Urenkel Friedrichs von Heppenheft, der vermutlich einzige Grabstein eines Abkömmlings der Heppenhefter erhalten geblieben ist. Er befindet sich noch heute in der Barbarakirche in Braubach.
Kehren wir erneut ins 13. Jahrhundert zurück, um die zweite Hauptlinie der Ritter von Heppenheft nachzuzeichnen.
(25) Möller, Walther: Stammtafeln Westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter. Neue Folge. Zweiter Teil, Darmstadt 1951, Tafel LXXI
(26) NU2 1010a (Nachträge, S. 12)
(27) NU1 496 (hier wird im Kopfregest fälschlicherweise Emelrich als Bräutigam genannt), MRU3 710
(28) Sauer, Lehnsbücher Bolanden, S. 40
(29) NU2 792
(30) RME2 XXXVI 499, NU2 963. Die bei einigen Autoren genannten Jahre 1265 und 1275 für das Lehensgelöbnis Friedrichs (s. RME2 XXXVI 373) sind aller Wahrscheinlichkeit nach falsch
(31) vgl. Roser, Wolfgang L.: Die Burg Rheinberg im Wispertal, in: Nassauische Annalen 1991, S. 13-29.
(32) NU2 1091, RP1 1198
(33) s. Strange, J.: Beiträge zur Genealogie der adeligen Geschlechter IX, 1864, S. 52
(34) RGK1 410, NU3 1280
(35) Gensicke, Hellmuth: Geschichte der Stadt Braubach 1976, S. 127-130
© Dr. Margit Goettert in Zusammenarbeit mit Gerhard Friese 24.03.2002